Kunst

UNFREEZE - Sonderausstellung -

Zeichnungen von Noi Fuhrer & Installationen von Jáno Möckel

14.04.2023 bis 25.06.2023

Künstlerführung am Fr, 14.04.2023 um 15:00 Uhr
Unter dem Titel UNFREEZE startet das Kunsthaus Salzwedel die erste Ausstellung im Jahr 2023. Mit der Sonderausstellung bietet das Kunsthaus Salzwedel zwei aufregenden Positionen der Gegenwartskunst eine Plattform. Noi Fuhrers Kohlezeichnungen und Jáno Möckels Installationen beschäftigen sich auf fantasievolle Weise mit dem Alltäglichen. Sie legen mit archäologischer Akribie und poetischer Wucht verborgene Schichten im Vertrauten frei. Psychologische genauso wie gesellschaftskritische Qualitäten kommen zum Vorschein. Möckel nutzt raffinierte Techniken der Materialverfremdung, Fuhrer eine eigenwillig konturlose Zeichentechnik, um die Blickwinkel der Betrachter zu entrücken. Die Werke in UNFREEZE scheinen an der Schwelle zu stehen. Sie thematisieren den Übergang zwischen zwei Zuständen auf ergreifende Weise. Zwischen Subjekt und Gesellschaft, zwischen Starre und Bewegung, zwischen Paranoia und Freude.
Die 1987 in Tel Aviv geborene und aktuell in Berlin lebende Künstlerin Noi Fuhrer sorgt derzeit mit emotionalen Kohlezeichnungen für Aufsehen. Es sind alltägliche Szenen und vermeintliche Nebensächlichkeiten die auf Noi Fuhrers großformatigen Strichzeichnungen zu glänzen beginnen und eine theatrale Bühne betreten. Ein schmelzendes Eis zum Beispiel transzendiert den Alltag zu einem nostalgisch leuchtenden Moment, indem verschiedene Erinnerungs- und Traumwelten ineinander verschmelzen. Beachtenswert ist die eigenwillige Technik der Künstlerin. Die Bilder bestehen ausschließlich aus Schraffuren, die sich, unterschiedlich stark aufgetragen, in eine Richtung über das Blatt ziehen. Das Dargestellte erscheint konturlos, diffus und schwer greifbar. Wie ein verwackelter Schnappschuss, der gerade aufgrund der Unschärfe besser in der Lage zu sein scheint von Wirklichkeit zu berichten als das ausformulierte Bild. Die Leerstellen in Noi Fuhrers Bildern, die wenigen Bereiche also ohne Kohlestriche, blenden uns förmlich und in diesem Geblendet sein offenbart sich das Potenzial der Imagination und die Chance einer Erkenntnis.
Noi Fuhrer studierte am Goldsmith Collage in London (2008 – 2011) und an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg (2019 – 2021).
Jáno Möckels Installationen sind von einer spannenden Doppelbödigkeit durchzogen. Auf den ersten Blick muss man schmunzeln. Ein plüschiger Stift kriecht, als sei er zum Leben erweckt, den steilen Hang eines Mülleimers herauf, eine Computermouse hängt zerzaust und verheddert im Kabelsalat unter einer beflockten Wartesaalbank einer in Deutschland typischen Behörde. Handgenähte Briefe liegen in dem Raum verteilt, durch deren Gewebe scheinen Logos von Unternehmen und Institutionen hindurch. In Möckels Werk gibt es viel zu entdecken. Die augenscheinliche Freude des Künstlers an Materialverfremdung und am Fantastischen überdeckt allerdings nie die realen und alltäglichen Widrigkeiten des Lebens und der existenziellen Notlagen, von denen seine Werke mit großer Dringlichkeit berichten. So beschäftigt sich die zuvor skizzierte Szene aus der Arbeit „No fear of sleep“ mit der finanziellen Verschuldung deutscher Haushalte. In der Installation „Pawnbroker’s“ inszeniert Möckel die Vitrine eines Pfandleihauses. Hierfür ließ er Luxuswaren verfremden und künstlich verstauben, die nun wirken wie Ladenhüter und Relikte aus einer vergangenen Epoche deren Moden sich überholt haben. Fragen nach Wert und Wertverlust durchziehen sein Werk genauso wie das treibende Begehren seiner Kunst sich den Zwängen einer vom Konsum orientierten Ordnung zu widersetzten und sich die umgebende Welt künstlerisch zu Eigen zu machen. In Möckels spielerischer Entrückung des alltäglichen Problems steckt vor allem eines: Eine freudvolle Selbstermächtigung, die ansteckend ist.

Weitere Informationen sowie Anmeldung zur Führung unter 03901 3022 777

Termininformation
Öffnungszeiten Dienstag - Sonntag 14:00 - 17:00 Uhr
Preisinformation

5,00 € Eintritt

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