Kunst

Unschuldige Betrügereien. Reproduktionsgrafik nach Handzeichnungen

23.09.2023 bis 26.11.2023

Die Handzeichnung gilt, insbesondere in Gestalt der schnell hingeworfenen Skizze, als das persönliche Signum von Künstler*innen schlechthin. Sie erscheint damit als unwiederholbar. Der Versuch ihrer Vervielfältigung nun stellt eine der großen Unternehmungen und einen Motor technischer Innovationen in der Druckgrafik des 18. Jahrhunderts dar, einer Zeit, in der das theoretische wie sammlerische Interesse an der Zeichnung an Bedeutung gewann.

Aus den Beständen der Graphischen Sammlung der Universität Trier zeigt die Ausstellung Werke bedeutender Druckgrafiker*innen auf diesem Feld, wie etwa Gilles Demarteau (1722–1776), Cornelis Ploos van Amstel (1726–1798), Francesco Bartolozzi (1727–1815), Per Gustaf Floding (1731–1791), Maria Katharina (1747–1794) und Johann Gottlieb Prestel (1739–1808), Richard Earlom (1743–1822) oder Adam von Bartsch (1757–1821). Die dabei auftretende große Bandbreite druckgrafischer Verfahren lässt den Einfallsreichtum erkennen, der nötig war, um vor der Erfindung der Lithografie 1797/98 die besondere Charakteristik von Handzeichnungen zu imitieren. Mit Radierung, Camaieu-Schnitt, Mezzotinto, Punktiermanier, Crayonmanier, Aquatinta und weiteren, weniger bekannten Verfahren erzielten die Künstler*innen eindrucksvolle augentäuscherische Effekte bis hin zur fast vollständigen Faksimilierung der Originalzeichnung.

Die Ausstellung versammelt Blätter aus bedeutenden Mappenwerken nach Handzeichnungen der Zeit, darunter auch Blätter aus dem Kompendium von Reproduktionsstichen des Radierers Bernard Picart (1673–1733), das 1734 postum unter dem Titel Impostures innocentes (etwa: „Unschuldige Betrügereien“) erschien. Anders als der Titel vermuten lässt, zielte Picart jedoch nicht auf Täuschung. Vielmehr sollten Gemälde und Zeichnungen verschiedener Meister in der Reproduktion dem direkten Vergleich zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise begründeten Mappenwerke wie die Impostures innocentes oder der etwa zeitgleich entstandene, ungleich berühmtere Recueil Crozat (1729) ein Publikationsformat, das dem Studium von Malerei und Zeichnung neue Wege ebnete.

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